Es war der Montag 3. Juni und ich drehte noch eine 22 km-Runde um die Howerinsel, bevor gleich Tags am späten Nachmittag unser Flug in den Familienurlaub nach Kreta abhob. Meine rechte Wade lies mich danach den ganzen Tag leicht hinken.
Zwei Tage später beim 1. Trainingslauf und auskundschaften ums Hotel auf der griechischen Mittelmeerinsel spürte ich ein verstärktes Stechen in dieser Wade. Jeder Schritt wurde zur Qual. Ich musste gar das Training nach 12 KM abbrechen. So pausierte ich wieder einen Tag, aber es wurde nicht besser.
Eine Muskelverhärtung schloss ich aus, da ich das Training noch nicht so ausreizte. Eine Zerrung wahr genauso unwahrscheinlich, da ich da auf die anstrengenden Tempoläufe noch verzichtete.
Zwei Tage später machte ich wieder einen Versuch und wollte das Minimum Ziel von 20km pro Lauf durchziehen.
Als ich nach 10km in der Ortschaft und Partymeile Manila ankam, fragte ich mich zuerst, wie ich jetzt wider zurück komme, so schmerzte diese Wade. Beim zurückhumpeln hatte ich dann viel Zeit zum nachdenken und ich sah eine Teilnahme am Graubünden Marathon in gut 3 Wochen nicht mehr realistisch. Ich befand mich in der wichtigsten Trainingsphase und nix geht mehr. Einen Arzt konnte respektive wollte ich hier auch nicht aufsuchen und es beschäftigte mich.
Am 7. Juni zu meinem Geburtstag bekam ich dann unter anderem einen Wohlfühlmassage geschenkt, welche ich gleich einlöste.
Der Masseur im Hotel namens Denis sagte mir sofort, dass die beiden Beine sehr unterschiedlich seien. Aber er schien das Problem erkannt zu haben. Eine Verklebung der Sehne und eine gleichzeitige Verhärtung. Er wusste zum Glück, was zu tun ist. Zwar konnte ich nach er Massage noch weniger gut gehen, aber das Problem löste sich bei den weiteren Sportmassagen, welche ich bei ihm buchte. Wow. Und plötzlich sah ich wieder licht am Horizont und konnte die Kilometer abspulen jeweils in den sehr frühen Morgenstunden.
Falls ihr mal in der Nähe sind, hier ein paar Streckenvorschläge:
22km Milatos
20km Milatos - Sisi
20km Sisi - Malia
Vor allem die Höhlen von Milatos sind ein Besuch wert.
So freute ich mich auf den Graubünden Marathon Ende Juni. Die Ankündigung, dass das Ziel auf dem Rothorn 2865m ü. M. noch viel Schnee hätte, dieser aber bis zum Lauftag am Samstag freigeschaufelt wäre nahm ich wohlwollend entgegen. Mit Schnee hätte man auf den letzten zwei Kilometer dieser Strecke keine Chance. Das Wetter verschlechterte sich dann in der Woche zunehmend und es schneite erneut auf dem Gipfel. Die Organisation war dann gefordert und gezwungen eine Steckenänderung vorzunehmen. Information der Veranstaltung. So waren es neu 2'000 Höhenmeter statt 2'682.
Am Freitagabend vor dem grossen Lauf hatte mein Sohn Andrin sich mit den Zähnen stark die Lippe verletzt und ich musste kurzfristig in den Kinderspital. Die Nacht wurde dann ein bisschen kürzer, und um 06:00 Uhr war Tagwache, dass ich pünktlich um 09:15 Uhr in Chur starten kann. Es klappte reibungslos, jedoch begann es in Chur um 08:30 Uhr zu regnen und der Wetterbericht prognostizierte den ganzen Tag regen. Ich entschied mich dann für die sichere Variante: Cortexlaufschue mit Profil und Cortexjacke. Wenn es richtig runter kommt ist man sofort durchnässt und die Ankündigung im Zielgelände Scharmoin 1910m. ü. M. wäre es 3-5°C bewogen mich sogar ein weiteres Unterhemd anzuziehen. Leider war jetzt aber schon 09:05 Uhr und es reichte nicht mehr bis zum Fahrzeug und zurück. Ich staunte wie verschieden die Läufer ausgerüstet waren. Teilweise mit Rücksäcken und Vollmontur und andere mit leichten Shirts und leichten Hallenturnschuhen. Man muss jedoch auch sagen, dass weniger als die Hälfte am Start für den ganzen Marathon eingeschrieben waren.
Die Stimmung war wie immer toll, angespannt und einmalig. Um Punkt 09:15 Uhr der Starschuss. Diesmal nicht auf dem Quaderwiese sondern ganz in der Nähe auf dem Theaterplatz.
Da ich zum dritten Mal am Graubünden Marathon teilnahm, kannte ich die Laufstrecke und wusste mehr oder weniger was mich erwartet. Es geht einfach nur hinauf. Zwischendurch kam dann richtig der Regen und ich war froh um meine Cortexutensilien. Auf Höhe Churwalden spricht mich ein Läufer an, "Bachmann Luzern? Ihr habt die besten Schwedentörtli" Ein Bündner, der in der Innerschweiz lebt. Wir unterhalten uns bis zum nächsten Trinkstopp und verlieren uns dann aus den Augen.
Auf der Lenzerheide bei Kilometer 26 angekommen kam dann die Ersatzroute zum Zuge und es ging wieder aufwärts Richtung Spoina. Schlimmer war dann aber das Runterspringen wieder auf Lenzerheide bis zum Schulgelände, wo auch eine Zwischenzeit genommen wurde. Und jetzt gings richtig steil aufwärts richtig Schamoin. Ich wurde nochmals richtig auf die Probe gestellt und gelang einmal mehr einfach ans Limit meiner körperlichen Kräfte und Möglichkeiten.
Nach 4 Stunden und 39 Minuten konnte ich bei Nebel und sehr kalter Umgebung glücklich die Ziellinie passieren. Am Schluss ging es nochmals 50 Meter runter und alle Läufer konnten das Ziel ehrenvoll mit ein bisschen Schub passieren. Jeder Läufer bekam sofort eine Wolldecke und die Bekleidung wurde zuverlässig vor Ort transportiert.
Die Dusche beim Schulhaus auf der Lenzerheide mit eiskaltem Wasser war dann noch die letzte Mutprobe und eine Überwindung der anderen Art.
Um 17:00 Uhr war ich dann wieder in Luzern bei meinen Liebsten. Der Muskelkater hielt sich im Rahmen und nun steht für den Ironrail in fünf Wochen nichts mehr im Wege.