Dänemark Copenhagen – Bei schönem Wetter und perfekten Bedingungen waren knapp 12'000 Läufer am Start.
Copenhagen, Samstag 21.00 Uhr und wir löschten die Lichter im Hotelzimmer mit dem Plan für einen laaanngen guten Schlaf.
Am Marathontag um 08.30 Uhr frühstückten wir und um 08.40 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Startgelände. Zu Fuss in knapp drei Kilometer erreichbar. Dies war mir dann doch zu weit. Durch die Sperrung der Strassen wegen dem Marathon selbst wurde mir das Taxi nicht empfohlen und so blieb noch die Metro als Variante. Im Untergrund der Station traf ich auf weitere Läufer und musste nur noch der Horde folgen ohne viel zu überlegen und meine Nervosität legte sich ein bisschen. Wenn man eine solche Reise auf sich nimmt will man den Start auf keinen Fall verpassen. Ich war somit froh dass zumindest dem nichts mehr im Wege steht.
Am Startgelände angekommen war dann einiges los. Knapp 12'000 Läufer aus 73 veschiedenen Nationen wollen die 42Km kreuz und quer durch Dänemarks Hauptstadt heute unter die Füsse nehmen.
Die Stimmung ist magisch. Die Luftballons mit den Peacemaker Teams sind gut beachriftet und ich Reihe mich mal knapp vor dem 3h20er Team ein. Mein Ziel ist heute unter 3h30 zu laufen. Dafür brauche ich eine durchschnittliche Kilometerzweit von 5 Minuten.
Ein Knall ertönt und das Läuferfeld bewegt sich. Ich brauche knapp 1 Minute bis ich die Startlinie passieren kann. Die erste Kilometerzeit liegt bei 4.36 und diesen Pace kann ich auch für die weiteren Kilometer gut halten ohne das Gefühl mich zu überanstrengen.
Die Strecke führt durch die grossen Strassen Copenhagens und ist geprägt von Doppelrunden. Also die meisten Streckenabschnite werden wir zwei Mal erleben. Dies ist genial für die Zuschauer, da sie an gewissen Standorten ihre «Helden» mehrmals leiden sehen und sie motivieren können. Die Temperaturen bei knapp über 10 Grad sind kühl und trotz mässigem Wetterbericht verspricht es einen sonnigen Tag zu werden. Viel Trinken ist angesagt, was ich bei jeder Getränkestation befolge. Zwar verliere ich mein Läuferfeld dadurch, kann aber immer wieder aufschliessen.
Am Strassenrand hat es unzählige Lifebands und DJs. Die Klänge und Bässe gehen einem unter die Haut und motivieren oft im richtigen Moment. Man vergisst für ein paar Sekunden die Strapazen. Überall auf der ganzen Strecke hat es sehr viele Zuschauer, welche kräftig anfeuern. Der Marathon ist hier definitiv ein Volksfest. Erwähnenswert ist das App vom Marathon selbst. Einmal auf dem Handy ruter geladen kann man damit mehrere Läufer "traken" und sieht jederzeit auf dem Streckenplan wo sich die Auserwählten gerade befinden und wie schnell sie sich bewegen. Mir viel dieser Vorteil vor allem bei Getränkeübergaben auf. Die Läufer konnten dadurch von ihren Fans zum richtigen Zeitpunkt angepeilt werden. Gleich ging es meiner Frau, sie wusste jederzeit genau wo und wann ich passieren werde und sah mich somit sechs Mal um mich zu motivieren und anzufeuern. Für mich war dies immer ein Hightlight. Bei KM18 erkenne ich sie relativ spät und blicke lange winkend zurück. Um ein Haar rammte ich eine sehr stabile Verkehrstafel. Dies hätte schnell das Aus bedeutet. Glück gehabt! Der kurze Schock fährt mir durch die Adern.
Bei 1h37 passiere ich die Halbmarathonlinie und konnte bis jetzt das Anfangstempo sehr regelmässig halten. Mein Läuferumfeld ist gelockert und man hat gut Platz. Nicht behaupten kann man dies im Bereich der 4h Zeit, als jene auf der Hauptstasse entgegenkamen war es doch merklich enger. Zu diesem Zeitpunkt befand sich gut 90% der Läufern hinter mir.
Die Sonne steht inzwischen hoch am Himmel und brennt nieder. Der Flüssigkeitverlust macht merklich einigen Läufer immer grösser Mühe. Was dies angeht bin ich ziemlich resistent, resp. mag es sogar, aber es drückt natürlich auch bei mir aufs Tempo.
Bei KM30 fallen die ersten Läufer zurück und auch ich kämpfe das Tempo zu halten. Das 3h20er Pacemakerteam ist hinter mir noch nicht sichtbar. Bei KM36 jedoch dann schon und bei KM38 überholt es mich langsam aber sicher. Es ist unwesentlich schneller und es wäre doch leicht einfach anzuhängen. Der Kampf gegen mich, oder in der Fachsprache den "inneren Schweinehund", hat jedoch spätestens jetzt für die letzten 4Km begonnen, und das sind immerhin noch 20 Minuten. Die Beine sind inzwischen sehr schwer geworden und anzuhängen war keine Option. Jetzt einfach nur noch in Bewegung bleiben, und es klappt, bei 3h21 kann ich die ersehnte Ziellinie passieren. Yeeessssss. Die Zielzone war dann ein kleines Schlaraffenland, wie im Film erkennbar ist.
Folgende Erkenntnis erstaunte mich. Meine durchschnittliche Kilometerzeit lag bei 4.46. Meine Trainings, wenn auch nur 16Km, lief ich nie unter 5.00, resp. meistens mit 5.30, also in meiner Wohlfühl- und Comfortzone, unter der anaeroben Schwelle wo die Fettverbrennung aktiv ist und auch die Gelenke nicht zu stark beansprucht werden. Trotzdem war es dann möglich 42km schneller zu rennen. Dies war ich mir im Vorfeld nicht sicher. Aus Erfahrung weiss ich, dass Tempoläufe und Inervalltrainings schnell machen, aber für jene kann ich mich einfach schlecht motivieren. Also, es geht auch ohne :-)
Nicht nur die tolle Stadt Copenhagen, auch der top organisierte Marathon hier ist eine Reise wert. Mit der Swiss direkt erreichbar und vom Flughafen ist man mit der Metro welche im ca. 10 Minuten Takt fährt schnell und direkt im Zentrum. Für jene die nicht für den Marathon anreisen, die Stadt ist ein Einkaufsparadis.