25. Oktober 2015 - Der 9. Swiss City Marathon in Luzern fand bei besten Wetterbedingungen und optimalen Temperaturen statt. Total waren über 10'000 Läuferinnen und Läufer am Start aus allen Kantonen der Schweiz sowie über 43 Nationen der Welt.
Nach dem Irontrail Bergmarathon Mitte August genehmigte ich mir eine kleine Trainingspause von drei Wochen. Danach war ich einmal mehr überrascht, wie schnell man doch die Form verliert. Mein 4. Marathon und das in diesem Jahr und gleichzeitige Heim- sowie Abschlussrennen war die Motivation für einen erneuten Aufbau. Bereits im Vorfeld kontaktierte mich das Magazin SwissRunners für ein Interview. Dies aus dem Grund, da ich einer der Läufer bin, der alle acht bisherigen Austragungen des Swiss City Marathons in Luzern «finishte». Für die Ausgabe im Januar 2016 mit einer Auflage von 120'000 Ausgaben thematisieren Sie das Jubiläumsjahr, in welchem der Swiss City Marathon zum zehnten Mal ausgetragen wird. Somit war für mich wichtig, auch den diesjährigen 9. Marathon in Luzern sicher ins Ziel zu bringen. Dies machte mich zusätzlich ein bisschen nervös, denn eine Garantie dafür gibt es nicht. Eine kleine Erkältung reicht schon aus, und der Traum ist geplatzt.
Ich plante meine Trainingseinheiten mit der Erfahrung der bisherigen Marathonläufe und trug sie im Tageskalender ein, da ich sonst die Zeitfenster nicht zur Verfügung habe. Mindestens drei längere Trainingseinheiten pro Woche waren in der Pflicht. In der wichtigen Phase, 2-4 Wochen vor dem Marathon, vier oder gar fünf Einheiten. Von der Distanz her waren es mindestens 16km-Läufe, respektive später 20-25km und zwei Longjogs à 32km.
Bei meiner Spitzenzeit von 3h11 setzte ich damals zusätzlich auf Intervall- und Tempoläufe. Diese machen schnell, aber die Verletzungsgefahr steigt gleichzeitig an. Auch muss man sich bei diesen Einheiten durchbeissen. Obwohl ich diese Methode nicht sonderlich mag, baute ich 3-4 solche Einheiten ein. Und prompt eine Woche vor dem Marathon beim letzten 20km-Lauf bekam ich eine Muskelverhärtung in der Wade. So stark, dass ich nach 10km starke Schmerzen hatte. O.K. es war eh die letzte lange Trainigseinheit und so pausierte ich drei Tage. Beim letzten lockeren Auslaufen vier Tage vor dem Marathon kam dieser Schmerz erneut. Ich war verunsichert und hoffte, dass dieser mir keinen Strich durch die Rechnung macht.
Am Freitag zwei Tage vor dem Marathon, waren wir in Zürich als Finalist für den EoY Entrepreneur of the year eingeladen. Es wurde gefeiert, der Alkohol floss und die Nachtruhe nach 03:00 Uhr in der Früh war nicht gerade förderlich für mein Selbstvertrauen am Sonntag, dem Tag des 9. Swiss City Marathons. Ich war leicht verunsichert, was mich am Sonntag erwartet. Etwas habe ich jedoch noch anders gemacht. Ich verzichtet auf die Tappering-Theorie und ass die ganze Woche Pasta, was rein ging.
Sonntag 25. Oktober 2015
Das Wetter schenkte uns perfekte Laufbedingungen. Von den rund 10‘000 Läufer am Start absolvieren 1‘600 die volle Marathondistanz, 7'000 den Halbmarathon und 1'500 den 5 Mile-Run. Ich starte diesmal mit dem 2. Block um 09:02 Uhr. Eigentlich nicht absichtlich, aber ich stand zu weit hinten an und bemerkte es zu spät. Jetzt gehts los und ich passiere die Startlinie. Super, die Wade scheint zu «halten». Trotzdem gebe ich nicht volle Belastung auf das Bein. Mein Ziel ist eine Zeit zwischen 3h20 - 3h25. Dies darf ich erwarten, wenn alles gut läuft. In der Haldenstrasse winken mir bereits meine Liebsten zu und weiter geht es zum Schwanenplatz und dann über die Seebrücke Richtung KKL. Von den vielen Zuschauern werden wir bereits tosend empfangen. Ich habe kaum drei Kilometer hinter mir, beginnt erneut dieses Stechen in der Wade, Schritt für Schritt. Jetzt muss ich das eine Bein bereits ein bisschen entlasten und hoffe einfach, dass der Schmerz nicht zunimmt. Nach weiteren drei Kilometer die erste Entwarnung, der Schmerz bleibt konstant und ich gehe davon aus das Tempo so halten zu können. Viele bekannte Gesichter am Strassenrand, wir werden beklatscht und begleitet von diversen Bands am Strassenrand, einfach genial. Nach 10 Kilometer komme ich in den "Flow" und kann die Pace von 4:24 gut halten. Kurz vor der Allmend schliesse ich auf meinen Nachbar Marco auf. Wir unterhalten uns ein bisschen, was die Strapazen vergessen lässt. Wir sind gut im Rennen und das 3:15 Pacemaker Team ist weit hinter uns, es ist ausser Sichtweite. Richtung Stadtmitte verlieren wir uns aus den Augen. Jetzt geht es Richtung Verkehrshaus für den U-Turn auf die 2. Runde. Mit der Halbmarathonzeit von 1:32 Uhr bin ich gut im Rennen.
Die entscheidende Phase beginnt jedoch erst jetzt. Kann ich das Tempo halten? Der Schmerz in der Wade ist zwar spürbar, aber hat sich zum Glück nicht verstärkt. Normalerweise bekomme ich so bei Kilometer 30-35 das Stechen in den Oberschenkeln zu spüren. Ich glaube jeder kommt bei einem Marathonlauf irgendwann an die Grenzen und bekommt es mit mindestens einem "Leiden" zu tun. Komisch ist aber, dass es diesmal aus bleibt. Ich bin sicher, es hat mit dem "Loading" zu tun, resp. dass ich meine "Speicher" schon die ganze Woche füllte mit Kohlenhydraten.
Wieder Richtung KKL falle ich leicht zurück und kann die Pace für eine Zielzeit unter 3h15 mit 4:37 nicht mehr halten. Die Reserven auf den 3:15 Pacemaker stehen aber gut. Dieser geht mir jedoch nicht mehr aus dem Kopf und ich weiss, dass er näher kommt, obwohl ich ihn noch nicht sehen kann. Mein Ziel ist nun unter 3:15 einzulaufen, aber es wird knapp werden. Was ich einfach nicht zulassen darf, dass der 3:15 Pacemaker mich noch passiert. Die Verkehrshaus ist noch zwei Kilometer entfernt und ich bin erneut auf der Haldenstrasse auf der langen Zielgeraden. Der Pacemaker hat jeweils noch eine Schar Läufer um sich herum. Dies ist dann immer doppelt frustrierend, wenn man zusätzlich noch von einer ganzen Horde überholt wird. Abgesehen davon verliert man auch auf einen Schlag viele Ranglistenplätze.
Ich schaue jetzt immer öfferts nach hinten und finde keine blauen Ballone. Bis ich dann aber kurz vor dem Verkehrshaus bemerkte, das jener einen roter Ballon hat. Trotzdem konnte wirklich knapp vor ihm einlaufen :-) YES!
Geschafft, nach 36 absolvierten Marathons meine 3. Bestzeit mit 3:14:10. Ich bin überzeugt, die Ernährung vor dem Marathon sowie die Einheiten mit Intervall und Tempoläufe haben den Unterschied gemacht, denn mehr üblich habe ich nicht investiert. So bin ich als alter Hase eine Erfahrung reichter geworden.
Besonders gefreut hat mich den spontanen Empfang von Reto und Beat Schorno im Ziel, respektive sie standen natürlich zufällig da J. Sie, ihr Team und die vielen freiwilligen Helfer haben den Anlass einmal mehr perfekt organisiert und es gibt nichts schöneres als eine Marathonsaison in Luzern abzuschliessen zu können. Grandios. Vielen Dank dem Swiss City Marathon-Team. Nun freue mich auf den 10. Jubiläumslauf im 2016.